Praktisches Jahr Medizin

Nils-Andre Stritt

Nils-Andre Stritt

Co-Founder von travel4med

Lesezeit: 7 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 3. Juni 2024

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Im letzten Jahr des Studiums oder nach der Abschlussprüfung schließt sich ein praktisches Jahr an.
  • Das PJ dient der praktischen Ausbildung und bereitet dich auf die Zukunft in der Medizin vor.
  • Während des praktischen Jahres rotieren die PJler und PJlerinnen zwischen verschiedenen Stationen.
  • In Deutschland absolvierst du das erste Staatsexamen nach der Vorklinik, meist nach dem 4. Semester - an manchen Unis nach dem 6. Semester. Im Anschluss folgt die Klinik und nach dem 5. Studienjahr das Hammerexamen bzw. das zweite Staatsexamen. Darauf folgt das Praktische Jahr sowie das dritte Staatsexamen.

📖 Inhaltsverzeichnis

Welche Voraussetzungen müssen Studierende für das praktische Jahr erfüllen?

Um das PJ durchzuführen, musst du den zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, das sogenannte Hammerexamen, bestanden haben. Anschließend hast du die Möglichkeit, das praktische Jahr PJ im Mai oder November zu beginnen. Du wirst sehr schnell merken, dass jetzt ein neuer Teil des Medizinstudiums auf dich wartet, denn das PJ unterscheidet sich deutlich von den bisher theoretischen Schwerpunkten.

Welche Tertiale gibt es im Medizinstudium?

Das praktische Jahr teilt sich in 3 Tertiale, die jeweils 16 Wochen dauern. Verpflichtend sind innere Medizin und Chirurgie, außerdem hast du die Möglichkeit, ein Wahlfach zu wählen. An manchen Universitäten werden die vorgeschriebenen 16 Wochen am Stück durchgeführt, an anderen Hochschulen erfolgt eine Splittung. Informiere dich bei deiner Heimat Universität, wie das PJ geplant ist.

Die neue Approbationsordnung sieht ab 2025 eine Änderung vor. Anstelle der 16-wöchigen Durchführung tritt das Quartals-PJ, welches nur noch 12 Wochen dauert. Insgesamt ist weiterhin eine Gesamtdauer von 48 Wochen vorgesehen.

Wo findet das PJ statt?

Im PJ kannst du deine theoretischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Vertiefung deiner Kenntnisse sind dabei von großer Bedeutung. In Deutschland findet das PJ in Lehrpraxen, an der Universitätsklinik oder auch in Lehrkrankenhäusern statt.

Wo genau du arbeitest, hängt von deiner Hochschule ab. Mit deiner Immatrikulation entscheidest du dich nicht nur für den Ort deines Studiums, sondern auch dafür, in welchen Lehrkrankenhäusern, Praxen und Co. du arbeiten möchtest - dies gilt für die Praxisphase während der Klinik, also vom 2. bis 5. Studienjahr. Deine PJ-Tertiale kannst du auch an anderen Kliniken oder gar im Ausland absolvieren. Die deutschen Fakultäten haben Kooperationen und sind an bestimmte medizinische Einrichtungen angeschlossen. Das PJ-Koordinationsbüro oder die Universität selbst sind für die Zuweisung verantwortlich.

Welche inhaltlichen Voraussetzungen sind nötig?

In der Äappro (Approbationsordnung für Ärzte) ist festgelegt, dass du mindestens zehn Semester studiert hast und bereit für den dritten Abschnitt deines Studiums bist. Das 1. und 2. Staatsexamen muss zwingend erfolgreich bestanden sein. Darüber hinaus musst du eine Tauglichkeitsuntersuchung bei einer Ärztin oder einem Arzt durchführen. Alles erledigt? Dann geht es in Richtung Bewerbung.

Wie bewerbe ich mich für das PJ?

Bevor du mit deinem PJ durchstartest und die letzte Phase vom Studium einleitest, steht die Bewerbung im Mittelpunkt. Bleibst du an der Heimatuniversität, geht die Bewerbung direkt ans Landesprüfungsamt oder an den Studiendekanat. Obwohl Allgemeinmedizin nicht zu den verpflichtenden praktischen Fächern gehört, empfehlen viele diesen Sektor zur Weiterentwicklung. Hier lernst du alle Fertigkeiten, die du im späteren Umgang mit Patienten brauchen kannst. Als Unterlagen fügst du deiner Bewerbung folgende Dokumente bei:

  • Physikumszeugnis
  • Alle Bescheinigungen über Famulaturen
  • Vorhandene Scheine des klinischen Studienteils
  • Das ausgefüllte Antragsformular PJ
  • Dein Zeugnis des zweiten Abschnitts der ärztlichen Prüfung

Tipp: Bewerben kannst du dich bereits vor der Zeugnisvergabe. Füge dann den Antrag auf Zulassung zum zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung hinzu.

An welchen Lehrkrankenhäusern ist das praktische Jahr möglich?

Bis 2013 warst du verpflichtet, das praktische Jahr nur an Lehrkrankenhäusern deiner Heimat-Universität zu absolvieren. Mit der PJ-Mobilität haben sich die Grenzen deutlich erweitert. Sofern genug Platz vorhanden ist, kannst du nun an jedem akademischen Krankenhaus in Deutschland dein PJ absolvieren. Voraussetzung ist, dass genügend Plätze zur Verfügung stehen.

Ein praktisches Jahr im Ausland klingt für dich interessant? Das ist überhaupt kein Problem mehr, denn du hast in zahlreichen Ländern (EU und nicht-EU-Ländern) die Möglichkeit, diesen Ausbildungsabschnitt zu absolvieren. Das PJ in EU-Ländern wird in Deutschland standardmäßig anerkannt. Solltest du dich für ein PJ in einem EU-Ausland entscheiden, so muss geprüft werden, ob die Klinik für dein praktisches Jahr in Deutschland anerkannt ist. Bei unseren Kooperationskliniken im Ausland kannst du dir sicher sein, dass dein praktisches Jahr in Deutschland anerkannt ist.

Unser Tipp: Wir von travel4med unterstützen dich, wenn du einen Teil deines Medizinstudiums im Ausland verbringen möchtest. Lerne während des praktischen Jahres andere Kulturen und Menschen kennen, die dich beruflich weiterbringen können.

Informationen zum Gehalt: Wie viel zahlen Lehrkrankenhäuser an Medizinstudenten?

Universitätskliniken und Lehrkrankenhäuser sind nicht verpflichtet, für dein PJ eine Vergütung zu bezahlen. In der Regel erhältst du eine Vergütung, die sich am BAföG-Höchstsatz orientiert. Dabei handelt es sich nicht um ein Gehalt, sondern um eine Aufwandsentschädigung. Es gibt Kliniken, die nichts an Studierende bezahlen und solche, bei denen du dich über eine geringfügige Vergütung freuen darfst. Da das praktische Jahr ein Teil der Ausbildung ist, sind Studenten selbst für die Organisation der Einkünfte verantwortlich.

Ein Gehalt kannst du in deinem Praktischen Jahr nicht erwarten - hier gibt es je nach Klinik eine kleine Aufwandsentschädigung.

Wie viel Urlaub gibt es im praktischen Jahr?

Im PJ steht dir offiziell kein Urlaub zu. Das PJ ist Teil deiner Ausbildung, daher unterliegst du weder dem Arbeitsrecht noch dem Arbeitszeitgesetz. Urlaubstage hast du keine, bis zu 30 Fehltage im Jahr sind trotzdem erlaubt. Du kannst sie als Krankheitstage, Studien- und Lerntage oder für die Teilnahme an Kongressen nutzen.

Wichtig zu wissen: Fällst du länger als vier Wochen aus, ist die Unterbrechung des PJs nötig. Das passiert auf Antrag beim LPA. Setzt du in den nächsten zwei Jahren fort, bleibt die bisherige geleistete Zeit bestehen und wird für dein PJ anerkannt.

Wann beginnt das praktische Jahr im Medizinstudium?

Mai und November sind die Stichmonate für den Beginn des praktischen Jahres in der Medizin. Die exakten Daten können je nach Jahr variieren, 2024 sehen sie wie folgt aus:

PJ-Mai 2024:

  • Das erste Tertial dauert von 20.05.2024 bis zum 08.09.2024
  • Das zweite Tertial dauert vom 09.09.2024 bis zum 29.12.2024
  • Das dritte Tertial dauert vom 30.12.2024 bis zum 20.04.2025

PJ-November 2024:

  • Das erste Tertial dauert vom 18.11.2024 bis zum 09.03.2025
  • Das zweite Tertial dauert vom 10.03.2025 bis zum 29.06.2025
  • Das dritte Tertial dauert vom 30.06.2025 bis zum 19.10.2025

Die Abfolge gestaltet sich immer in der Reihenfolge: Innere Medizin - Chirurgie - Wahlfach.

Was machen Studierende im praktischen Jahr?

Das praktische Jahr ist das Studienjahr, in dem du dein gelerntes Wissen in die Praxis umsetzt. In der Klinik arbeitest du direkt am Krankenbett und bist Teil des medizinischen Teams. Dabei stehst du immer unter Aufsicht und Anleitung von einem echten Arzt, der dir Anweisungen und Tipps gibt. Zu deinen Aufgabenbereichen gehört beispielsweise die Neuaufnahme von Patienten, die einen Platz in der Klinik benötigen.

Medizinisch bist du unter anderem für folgende Aufgaben verantwortlich:

  • Blutentnahmen
  • Legen von Verweilkathetern
  • Verbandswechsel
  • Wundversorgung
  • Assistenz bei Operationen

Die für dich zuständigen Ärzte und Ärztinnen entscheiden nach deinem Wissensstand, welche Tätigkeit für dich geeignet ist. Im Ausland ist es wichtig, dass du Sprachkenntnisse in der jeweiligen Landessprache mitbringst. So hast du die Chance, mit dem Team zu kommunizieren und dich mit deinen Patienten zu verständigen.

Was passiert nach dem praktischen Jahr?

Nach dem PJ ist dein Studium offiziell beendet. Arzt bist du nun aber noch nicht, da dir die Approbation fehlt. Um sie zu erlangen, stehen die M3-Prüfungen an. Je nach Größe der Prüfungsgruppen hast du oft schon die Chance, Termine rund eine Woche nach dem Ende deines PJs zu bekommen. Um im Frühjahr zur Prüfung zu gehen, ist die Bewerbung bis zum 10. Januar des gleichen Jahres erforderlich. Die Herbstprüfung setzt als Bewertungsfrist den 10. Juni voraus.

Tipp: Denke daran, dass du noch immer an der Universität immatrikuliert sein musst, um deine M3-Prüfung zu absolvieren.