Medizinstudium ohne Abitur

Nils-Andre Stritt

Nils-Andre Stritt

Co-Founder von travel4med

Lesezeit: 7 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 18. Juni 2024

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Das Abitur gehört nicht zu den zwingenden Voraussetzungen für ein Hochschulstudium.
  • Ausbildungen im Gesundheitsbereich bieten sich zum Einstieg an und werden als fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung geführt.
  • Das Ablegen einer Zugangsprüfung kann deine Chancen auf einen Studienplatz erhöhen, ist aber mit einer entsprechenden Berufsausbildung nicht zwingend notwendig.
  • Gutes Grundwissen sollte in den Fächern Biologie, Chemie und Mathematik vorhanden sein.
  • Ein Studium ohne Abitur ist für Menschen mit Berufserfahrung und guter Vorbereitung jederzeit möglich.

📖 Inhaltsverzeichnis

Die Zulassungskriterien für ein Medizinstudium ermöglichen es dir, deiner Berufung Arzt zu werden zu folgen, auch wenn du kein Abitur abgelegt hast. Das gilt in Deutschland für alle Bundesländer und alle Hochschulen.

Für die Fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung benötigst du eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Bereich, der dich für das Medizinstudium qualifiziert. Die Ausbildung und eine mehrjährige Anstellung in deinem zuerst gewählten Beruf können sogar als Vorteil angesehen werden für das Studium der Medizin. Organisatorische Fähigkeiten und hohe Belastbarkeit sind im Medizinstudium wie auch später im Beruf als Arzt erforderlich.

Diese Möglichkeiten gibt es für ein Medizinstudium ohne Abitur

Manchmal scheint es, als wären Abitur und Studium heute der normale Bildungsweg. Im Vergleich dazu waren Mitte des letzten Jahrhunderts eher Mittlere Reife mit anschließender Fachausbildung die klassische Variante für den Berufseinstieg. Eine Hochschulzugangsberechtigung zu erhalten ist dennoch ein steiniger Weg, wenn in der Jugend andere Abenteuer locken.

Hast du dich erst für eine Berufsausbildung entschieden und dein Interesse an einem Studium der Medizin ist langsam gewachsen, musst du dich nicht grämen. Wir kennen zahlreiche Fälle von Menschen ohne Abitur oder Fachabitur, denen des trotzdem gelungen ist, erfolgreich Medizin oder Zahnmedizin zu studieren.

Je nachdem, in welcher Branche du Fuß gefasst hast und welche Voraussetzungen du daraus mitbringst, ergeben sich gleich mehrere Möglichkeiten, deinen Traum vom Arztberuf doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

Welche persönlichen Voraussetzungen muss ich für das Studium ohne Abitur oder Fach-Abitur mitbringen?

Neben deinen beruflichen Qualifikationen benötigst du für das Medizinstudium ohne Abi vor allem Durchhaltevermögen, hohe Leistungsbereitschaft und hohe Belastbarkeit. Die Fähigkeit im Team zu arbeiten und zu kommunizieren sowie ein gewisses Organisationstalent sind neben der Empathie zu deinen Mitmenschen die wichtigsten Voraussetzungen, um die Qualifikation für einen der Studienplätze in Angriff zu nehmen.

Hochschulzugang mit fachlich entsprechender Berufsausbildung

Dein Weg zum Studium der Medizin kann schon fast als klassisch beschrieben werden, wenn du zuvor bereits im Gesundheitsbereich gearbeitet hast und eine entsprechende Berufsausbildung mit gutem Abschluss vorweisen kannst. Es sollte sich dabei um eine Ausbildung mit einer Dauer von mindestens 2 Jahren handeln und du solltest danach für mindestens 3 Jahre deinen Lehrberuf ausgeübt haben.

Kannst du also bereits eine kleine Karriere aus den folgenden Berufen vorweisen, stehen deine Chancen auf einen der begehrten Studienplätze gut:

  • Krankenschwester oder Krankenpfleger
  • Arzthelfer
  • Medizinisches Fachpersonal
  • Notfall- und Rettungssanitäter
  • Ernährungsberater 
  • Altenpfleger

Mit einer abgeschlossenen Aus- oder Fortbildung im Gesundheitswesen musst du auch keine Zugangsprüfung ablegen. Da diese deine Chance auf einen Studienplatz noch einmal deutlich erhöht, ist sie aber dennoch zu empfehlen.

Mit einer medizinischen Ausbildung steigen die Chancen auf einen Studienplatz.

Der Hochschulzugang durch berufliche Aufstiegsausbildung

Die Hochschulzugangsberechtigung kann nicht nur durch das Abitur erworben werden. Auch mit Ausbildungen aus den folgenden Bereichen bekommst du in Deutschland die Möglichkeit, an einer Universität zu studieren:

  • Berufsausbildung und Meisterbrief laut der Handwerksordnung, wie beispielsweise Zahntechniker, Augenoptiker, aber auch Bäcker, Maler oder Friseur
  • Fortbildungsabschluss mit über 400 Unterrichtsstunden aus den folgenden Bereichen als Beispiel: Gärtnerei, Tierpflege, Industriemeister oder Winzer
  • Fachschulabschluss mit mindestens 2400 Unterrichtsstunden wie Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt oder Techniker
  • Staatlich anerkannte Erzieher oder Heilerzieher benötigen 2.400 Unterrichtsstunden und müssen 1.200 Praxisstunden nachweisen können.
  • Sozialpflegerische oder sozialpädagogische Bereiche mit abgeschlossener Fortbildung, wie Fachkraft für ambulante Pflege oder Fachkinderkrankenpflege nach landesrechtlich geregelter Fortbildungsordnung

Wie du siehst, gibt es viele Möglichkeiten, die Voraussetzungen zum Studieren ohne Abitur zu erfüllen. Beruflich qualifizierte Studenten und Studentinnen haben im Studium oft den Vorteil, dass sie durch ihre Berufserfahrung gut wissen, worauf es bei der Arbeit ankommt und dadurch besser strukturiert sind als Studierende, die gerade frisch von der Schule kommen.

Hochschulzugang mit fachfremder Berufsausbildung und Zugangsprüfung

Etwas mehr Glück und eine Zugangsprüfung benötigst du für deinen Traum des Medizinstudiums, wenn du zwar eine abgeschlossene Berufsausbildung hast, aber dazu eben keinen Meisterbrief oder spezielle Qualifikationen für medizinische Berufe vorlegen kannst.

Zu beachten bei fachfremden Ausbildungen ist, dass sie jeweils 2 Jahre gedauert haben müssen und du mindestens 3 Jahre in diesem gewählten Beruf gearbeitet hast. Als berufliche Tätigkeit kannst du dir zudem noch die folgenden Aktivitäten anrechnen lassen, wenn du sie ordentlich nachweisen kannst:

  • Kindererziehung oder Pflege eines Angehörigen
  • Freiwilliges Soziales Jahr
  • Entwicklungshelfer Tätigkeiten

Selbst eine Teilzeitbeschäftigung wird anerkannt, was ein triftiger Grund dafür ist, nach dem Schulabschluss auf jeden Fall einer Tätigkeit nachzugehen, auch wenn Arzt dein eigentlicher Traumberuf ist.

Die Zugangsprüfung zur Verbesserung der Chance auf einen Studienplatz

Wenn du die Voraussetzungen für das Studium an einer Hochschule erfüllst, aber kein Abitur vorweisen kannst, ist deine Chance auf einen Medizinstudienplatz im regulären Bewerbungsverfahren über die Stiftung für Hochschulzulassung nicht besonders hoch. Diese stuft dich nämlich wie Bewerberinnen und Bewerber mit einer Abitur-Note von 4,0 ein, was angesichts des hohen NC nur in Kombination mit anderen Qualifikationen ausreichen kann.

Um deine Chance auf einen Zugang zum Medizinstudium zu wahren, solltest du daher unbedingt eine Prüfung ablegen. Dann kann diese Note in deine Bewerbung mit einfließen, und du wirst nicht mehr wie ein Abiturient mit einer Note von 4,0 betrachtet.

Welche Vorbereitungsmöglichkeiten gibt es für die Zugangsprüfung?

Viele Universitäten bieten eine breite Palette von Artikeln und Unterlagen zur Vorbereitung auf die Prüfung und damit das Zulassungsverfahren an. Für gewöhnlich wird schriftlich dein Wissen zu deiner Vorbildung abgefragt. Zwischen 2 und 4 Klausuren sind hier gefordert. Zusätzlich können auch mündliche Prüfungen stattfinden, welche sich eher allgemeinere Inhalte der Fachhochschulreife thematisiert.

Zugangsprüfung zur Verbesserung des Notenschnitts

Für Personen ohne Abitur, die Humanmedizin studieren möchten, wird die Zugangsprüfung auch dann empfohlen, wenn sie nicht zwingend erforderlich ist. Sie verbessert deine Chancen auf das Studium ohne Abitur. Der Notendurchschnitt gilt nämlich für deine Hochschulreife und ersetzt somit das ansonsten mit 4,0 gewertete Abitur.

Bei Bedarf können wir dich mit allen Informationen unterstützen, die du für das Vergabeverfahren benötigst und dir bei einer erfolglosen Bewerbung Möglichkeiten aufzeigen, wie du dennoch einen Platz für Studiengänge deiner Wahl erhalten kannst. Eine Option kann insbesondere das Studium im Ausland sein.

Der TMS als weitere Möglichkeit, gute Voraussetzungen für einen Studienplatz zu schaffen

Unabhängig davon, ob du ein Abitur oder andere Abschlüsse mitbringst, kann der sogenannte "Test für Medizinische Studiengänge" (TMS) für zusätzliche Punkte bei deiner Bewerbung an einer Hochschule sorgen. Dieser Test prüft gezielt kein Wissen, sondern stattdessen Fähigkeiten, die nötig sind, um Medizin zu studieren.

Die Regelungen für den TMS sind streng: Du darfst diesen Test nicht beliebig oft ablegen. Genau wie die Berufsausbildung sorgt der TMS für Punkte bei der zusätzlichen Eignungsquote (zEQ) und im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH).

Auslandssemester im Medizinstudium

Hast du Medizin im Ausland, mit oder ohne Abi als Voraussetzung, studiert, musst du deine Ausbildung in Deutschland erst anerkennen lassen. Für ein Auslandssemester im Sinne der Ausbildung an einer Hochschule gelten diese Voraussetzungen nicht. Kooperationen für die Aufstiegsfortbildung innerhalb deines Studiengangs wird von deiner Universität der Wahl angeboten.

Die Erfahrung in einem Auslandssemester kann nach dem Abschluss des Studiums die Möglichkeit für eine Bewerbung mit internationalem Ansehen erhöhen. Wege gibt es nicht nur in Deutschland und seinen Bundesländern, sondern auch in übergreifenden Institutionen sind diese für dich offen.