Entscheidung für's Auslandspraktikum
War Medizin wirklich das Richtige für mich? – Wie ein Monat in Sri Lanka mir die Antwort gegeben hat
Ich wusste nach dem Abi noch gar nicht, was ich studieren möchte, nur dass es in die naturwissenschaftliche Richtung gehen soll, aber wollte auf jeden Fall erstmal ein Gap Year machen. Eine Freundin von mir hatte travel4med im Internet entdeckt und sich entschieden, in Sri Lanka ein Monat Pflegepraktikum zu machen. Sie hatte mir dann davon erzählt und ich hab mir das ganze Konzept selbst angeschaut und dann entschieden, dass ich da selber Lust drauf hätte, um zu schauen, ob Medizin etwas für mich wäre. Ich hatte Medizin als Studiengang schon immer überlegt, war aber sehr von der Länge und dem benötigten Commitment abgeschreckt. Für mich war das Pflegepraktikum mit travel4med ein Weg, Reisen mit einem Einblick in die Arbeit im Krankenhaus und ein „Test“, ob Medizin was für mich wär, zu verbinden. Sri Lanka hab ich hauptsächlich gewählt, weil es ein warmes Land mit Strand und Sonne ist und ich selber in dem Land noch nie vorher war und so auch eine neue Kultur kennenlernen konnte.
Vorbereitung & Organisation
Von Impfungen bis Visum – warum ich mich zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt habe
Ich fand die Vorbereitung und Organisation mit travel4med sehr hilfreich und straight forward. Man konnte an einem Infovideocall teilnehmen, bevor man gebucht hat, was sehr hilfreich war, um das Konzept nochmal richtig zu verstehen und auch Fragen zu stellen. Da würde ich auch jedem empfehlen, alle Fragen, die man hat, nochmal zu klären. Wir haben auch eine Packliste bekommen, was für ein paar untypische Sachen, an die man sonst nicht gedacht hätte, hilfreich war, aber an sich viele Sachen auch selbstverständlich waren. Wir haben auch eine Impfempfehlungsliste bekommen, was ich sehr gut fand, weil das – je nachdem, in welches Land man reist – auch immer etwas variieren kann. Für die Visumsbeantragung haben wir auch ein Videotutorial bekommen, was das Ganze extrem einfach gemacht hat.
Ich hatte, bevor ich geflogen bin, dann schon das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, aber konnte mir trotzdem nicht komplett vorstellen, was mich erwarten wird – was aber auch normal ist und das Ganze auch zu einer spannenden Erfahrung macht.
Ankunft & erster Eindruck
Erster Abend in der Villa – Wie mich Sri Lanka sofort überrascht hat
Vom Flughafen wird man von einem Fahrer abgeholt und fährt ungefähr 2:30 h nach Galle und zur Villa. Das hat bei mir auch alles sehr gut geklappt. Ich bin abends angekommen und konnte direkt in unserem Gemeinschaftszimmer meine Sachen abstellen und konnte schon mal die meisten in der Villa kennenlernen. Von Uncle, unserem Koch, hat man auch direkt einen Willkommensdrink (Papaya-Mango-Smoothie) bekommen. Die Villa hat mich auf den ersten Eindruck sehr überrascht. Ich hatte in Sri Lanka eigentlich mit schlechteren Umständen gerechnet, aber die war echt top.
Am nächsten Morgen kam dann Archie, der in Sri Lanka unser primärer Ansprechpartner war und uns allen, die am Tag vorher angekommen waren, geholfen hat, eine SIM-Karte zu kaufen, uns nochmal den Ablauf von allem erklärt und uns auch vor ein paar Sachen gewarnt hat, auf die wir aufpassen sollten. Danach hat er mit uns eine Stadttour gemacht und ist mit uns Geld umtauschen gegangen. Man hat sich also direkt sehr aufgehoben und versorgt gefühlt.
Alltag im Krankenhaus
Schimmel im OP, offene Gespräche mit Chirurgen und echte Aha-Momente – Mein Klinikalltag in Sri Lanka
Die meisten Tage ist man kurz vor 8 an der Villa von unserem Fahrer abgeholt worden, der uns alle in einem Bus zum Krankenhaus gebracht hat. Vorher haben alle zusammen Frühstück gehabt, das Uncle immer vorbereitet hatte. Gegen Nachmittag wurde man dann wieder abgeholt – je nach Station konnte das auch mal etwas später sein.
Es gab auch die Option, sich für eine zusätzliche Schicht am Nachmittag oder Abend anzumelden, bei der man noch mehr Einblicke bekommen hat. Man konnte relativ häufig den Fachbereich wechseln und hat dadurch – je nach Abteilung – ganz unterschiedliche Sachen sehen und erleben können.
Grundsätzlich konnte man als Pflegepraktikant bei Operationen eher nur beobachten, was aber auch schon mega spannend war, wenn man vorher noch gar keine OPs gesehen hat. Es hat immer geholfen, jemanden neben sich im OP-Saal zu haben, der schon angefangen hat zu studieren oder gerade im PJ ist – so hat man schnell verstanden, worum es gerade geht und was für eine Operation man sich überhaupt anschaut.
Das war auch eigentlich immer der Fall, weil in jedem OP-Saal meistens schon ungefähr fünf andere – entweder deutsche oder singhalesische – Studierende mit dabei waren. Ich würde auch empfehlen, immer zu fragen, ob man sich die Patientenakte anschauen kann. In denen ist eigentlich immer alles auf Englisch geschrieben, deswegen kann man sich davon auch schon einiges ableiten.
Ansonsten kann ich jedem nur ans Herz legen, mit den Chirurgen direkt zu sprechen. Man sollte sie natürlich nicht groß ablenken oder stören, aber wenn man selbst viel Engagement zeigt, freuen sie sich eigentlich immer, einem alles ausführlich zu erklären – so, dass man es wirklich versteht. Man wurde dann auch manchmal direkt an den OP-Tisch geholt und konnte von ganz nah sehen, was genau gemacht wird und warum.
Der Hygienestandard war im Krankenhaus schon deutlich anders als man es bei uns kennt. Teilweise hat man Schimmel an den Decken im OP-Saal gesehen und es war auch nicht immer alles so steril wie in Deutschland. Auch Wunden und Krankheiten, die man bei Patient:innen gesehen hat, waren teilweise ganz anders als man sie aus Europa kennt. Aber im Endeffekt schien deren System für die Menschen dort gut zu funktionieren. Es war sehr augenöffnend, mal so eine ganz andere Realität zu sehen und ein bisschen aus der „privilegierten deutschen Bubble“ rauszukommen.
Freizeit & Umgebung
Surfen, Tempel und Roadtrips – Was ich neben dem Krankenhaus alles erlebt habe
Nach dem Vormittag im Krankenhaus haben wir manchmal bei uns am Pool gechillt, sind aber eigentlich immer an den Strand gegangen. Meistens an den Dewata Beach, wo man auch Surfstunden nehmen oder sich einfach nur ein Surfboard ausleihen und selbst rauspaddeln konnte – was wirklich sehr cool war.
Sonst hat man am Strand auch viele andere Leute kennengelernt, die nicht über travel4med da waren, mit denen man dann auch abends mal was gemacht hat. Oder man hat mit den Leuten aus der Villa Karten oder Billard gespielt.
Abends sind wir oft feiern gegangen. Es gab so ein paar Bars oder Clubs, wo an unterschiedlichen Abenden aufgelegt wurde, zu denen wir dann als Gruppe hingegangen sind. Wir sind auch öfter mal in Nachbarstädte wie Ahangama oder Unawatuna gefahren und haben dort den Tag und Abend verbracht.
Am Wochenende haben wir auch öfter größere Trips organisiert und sind zum Beispiel für ein paar Tage mit einer Gruppe aus der Villa nach Ella und Kandy gefahren und konnten so auch einen anderen Teil von Sri Lanka besichtigen. Wir haben uns auch diverse Tempel in der Umgebung angeschaut und bei einem Tempel sogar an einer Zeremonie teilnehmen können – was sehr spannend mitzuerleben war.
Man hat neben der Zeit im Krankenhaus also auch sehr viel anderes von der experience bei travel4med mitgenommen: neue Menschen, ein neues Land und eine neue Kultur kennengelernt – was diese Erfahrung meiner Meinung nach so besonders macht.
Gemeinschaft & Mitstudierende
Villa-Family statt WG – Warum ich hier Freundschaften fürs Leben gefunden habe
Wie schon erwähnt, hat man sich mit den Menschen in der Villa sehr stark angefreundet und auch schnell gut kennengelernt, da man immer zusammen isst, mehrere Ausflüge zusammen macht und so sehr viel Zeit miteinander verbringt. Da alle auch irgendwo medizinisch interessiert sind, hat man so schon mindestens eine Gemeinsamkeit.
Ich würde aber auch sagen, dass alle, die sich entscheiden, diese Erfahrung zu machen, eine gewisse Offenheit mitbringen, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen – und es dadurch sehr einfach ist, sich mit allen gut zu verstehen. Es ist auch super interessant, einen Mix aus unterschiedlichen Persönlichkeiten um sich herum zu haben.
Mein Fazit
Raus aus der Komfortzone, rein ins echte Leben – Warum diese Erfahrung mich geprägt hat
Insgesamt finde ich das Konzept von travel4med sehr cool und würde auf jeden Fall sagen, dass meine Zeit in Sri Lanka zu den besten Erfahrungen gehört, die ich in meinem Gap Year gemacht habe. Mir hat die Erfahrung auch sehr geholfen, meine Studiengangwahl zu treffen. Die meisten, die mit mir da waren, wussten schon, dass sie Medizin machen wollen, und wollten ihr Pflegepraktikum einfach nur gerne im Ausland machen – was so schon eine tolle Möglichkeit ist.
Ich finde aber auch, dass es ein cooler Weg ist, herauszufinden, ob Medizin etwas für einen ist, weil man mit dem Alltag im Krankenhaus, unterschiedlichen Krankheiten und Arten von Therapien konfrontiert wird. Dadurch, dass viele Menschen, die man kennenlernt, schon mit dem Medizinstudium angefangen haben, kann man von denen auch schon eine realistische Einschätzung bekommen, was einen erwartet.
Ich würde schon sagen, dass es nicht unbedingt für jeden etwas ist, da man schon sehr aus seiner Komfortzone rausgenommen wird – was ich persönlich sehr spannend fand, für viele aber bestimmt auch sehr überwältigend sein kann. Man isst neues Essen, das man zuhause so vielleicht nicht gewohnt ist. Auch wenn der Platz in der Villa sehr großzügig ist, wohnt man mit fremden Menschen in einem Raum zusammen, woran man sich auch erstmal gewöhnen muss. Der Hygienestandard in Sri Lanka ist auch deutlich anders als in Europa, was ebenfalls ein Schock sein kann.
Aber solange man das weiß und sich darauf einstellt, finde ich das überhaupt nicht negativ, sondern eher positiv – weil man so nochmal viel mehr über sich hinauswachsen kann. Also würde ich jedem, der neugierig ist, Lust hat, neue Menschen und ein neues Land kennenzulernen und gleichzeitig Zeit im Krankenhaus mit einem etwas anderen Gesundheitssystem als unserem zu verbringen, travel4med auf jeden Fall empfehlen.